"Bund der spanischen Elternvereine"

Sie sind Fachberater des Bundes der Spanischen Elternvereine. Wie lange sind Sie schon im Bund tätig? Wie war Ihr Weg dorthin?

Mit dieser Einrichtung bin ich seit 1980 verbunden. Während meines zweiten Studiums in Bonn habe ich mich hier als Student ehrenamtlich engagiert. Nach dem Studium habe ich dann angefangen, hauptamtlich in dieser Organisation zu arbeiten.

Was haben Sie studiert?

Ich habe in Spanien Philosophie und Theologie studiert. Das zweite Studium hab ich in Bonn in der Fachrichtung Soziologie und Politikwissenschaft abgeschlossen.

Kann man sagen, Sie haben auch einen Migrationshintergrund?

Ich habe nicht nur einen Migrationshintergrund, sondern auch einen Migrationsvordergrund. Ich mag das Wort „Hintergrund“ nicht. Ich spreche lieber darüber, dass ich eine Migrationsgeschichte habe. Ich glaube dieser Begriff beschreibt besser, was wir erlebt haben. Über Geschichte kann man reden, über Hintergründe – nur spekulieren.

Sie sind sozusagen bereits seit über 30 Jahren im Bund der Spanischen Elternvereine tätig. Können Sie kurz erzählen, wann und wie der Bund entstanden ist?

Die ersten spanischen Elternvereine gab es in Deutschland bereits in den 60er Jahren. Der Bund der Spanischen Elternvereine wurde 1973 in Wiesbaden von den spanischen Migranten durch Unterstützung der katholischen Kirche gegründet und bestand am Anfang aus 30 Vereinen. Heute haben wir etwa 65 aktive Vereine. Die Spanier hatten seit den 60-er Jahren in Deutschland katholische Missionen. Sie stellten das Referat für Schulwesen und Erwachsenenbildung zur Verfügung. Dieses Referat, diese organisatorische und pädagogische Hilfe war für die Gründung des Bundes von großer Bedeutung, denn damals hatten ausländische Vereine keine öffentliche Unterstützung. Die erste Unterstützung vom Staat haben wir 2013 im Rahmen der Strukturförderung von Migrationsorganisationen auf Bundesebene erhalten.

Bei Lösung welcher Probleme der Migranten sollte der Bund helfen und unterstützen?

Das Hauptproblem damals war die schlechte Schulsituation der Kinder. In einer spanischen Zeitung stand, dass drei Viertel aller Spanier in Deutschland keinen Schulabschluss geschafft haben. Die Eltern waren sehr darum besorgt. Die damalige deutsche Politik hat sich nicht darauf eingestellt, dass die Gastarbeiter in dem Land für längere Zeit bleiben werden. Integration war in der Migrations-politik nicht vorgesehen. Das spiegelte sich auch in den Schulen, die in eine besondere Form nationaler Klassen eingeteilt waren. Die Spanier haben sich dann dafür eingesetzt, dass ihre Kinder in die deutschen Regelschulen gehen und Integrationserfahrung machen durften. Das zweite Problem war der Mutterspracheunterricht. Die Eltern wollten, dass die Kinder Spanisch lernten. Sie haben das mit dem Rückkehr nach Spanien argumentiert. Integration in die deutsche Schule und Pflege der Muttersprache standen damals im Mittelpunkt.

 

Heißt das, dass zu den Zielgruppen ihrer Arbeit nur Migranten aus Spanien gehören?

Nein, dazu gehören alle spanischsprachigen Migranten, sowohl aus Spanien als auch aus anderen Ländern, wo man spanisch spricht. Aus Lateinamerika kamen in den 70ern Jahren viele Migranten aus politischen Gründen nach Deutschland. Später, v. a. in den 90ern Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends, nahm – verursacht durch die Wirtschaftskrise in manchen dieser Länder - die sogenannte illegale Zuwanderung nach Deutschland zu.  Wir haben uns dann auch für die Verbesserung der Situation der Menschen ohne Papiere eingesetzt. Das Thema haben wir sogar auf dem Integrationsgipfel und anderen Foren häufig angesprochen.

Welche weiteren Schwerpunkte hatte die Arbeit der Organisation damals noch? Wurden die Projekte nur an die Arbeit mit Kindern gerichtet oder gab es Projekte oder Maßnahmen auch für die Erwachsenen?

Es gab Komitees für Elternbildung, Frauen, Jugend, Schule, Situationsanalyse und Information. Das waren Bereiche, mit denen sich der Bund befasst hat. Es hat sich  vom Anfang an gezeigt, dass es nicht ausreichend war, sich nur um die Kinder zu kümmern. Man hat erkannt, dass  auch Elternarbeit oder besser gesagt Arbeit mit den Eltern gemacht werden musste. Einer der wichtigsten Gründe für den späteren Erfolg der spanischen Kinder in Deutschland besteht wahrscheinlich auch darin, dass sich die Eltern so früh organisieren konnten und dass sehr viel Bildungsarbeit mit den Eltern gemacht wurde. Einmal wurde ich gefragt, worauf der Erfolg der spanischen Kinder basiert. Ich sollte versuchen das mit drei Wörtern auszudrücken. Diese Wörter sind Arbeit mit Eltern.

Arbeit mit Eltern ist ihr Rezept für erfolgreiche Integration und erfolgreiche Berufslaufbahn der Kinder?

Ja, selbstverständlich. Und das bezieht sich nicht nur auf spanische Kinder. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen haben wir das Projekt „ Schlaue Kinder starker Eltern“ gemacht. In diesem Projekt haben wir international gearbeitet und gesehen, dass unser Konzept und die Art der Arbeit mit Eltern nicht spanischspezifisch ist, nicht nur mit einer Kultur zu tun hat. Diese Arbeit ist auf universellen Prinzipien gegründet, und Menschen aller Kulturen können nach diesem Modell erfolgreich arbeiten.

Würden Sie sagen, dass Probleme, die am Anfang standen, erfolgreich gelöst wurden?

Ja. Die Statistiken zeigen, dass die spanischen Kinder ihre Schulergebnisse verbessert haben. Nach einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung liegt die Abiturientenquote der Spanier in Deutschland höher als die der Deutschen. Obwohl die Ausgangssituation damals sehr schlecht war. Die spanischen Gastarbeiter der ersten Generation waren keine gut qualifizierte Gruppe. Die Statistiken zeigen, dass nur 10 Prozent der Spanier einen Abschluss oder eine Ausbildung hatten, was weniger als bei den anderen Gastarbeitergruppen war. Durch unsere Arbeit haben wir gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, woher wir kommen. Es kommt eher darauf an, wie wir mit Eltern arbeiten, wie wir sie motivieren. Und diese sehr intensive Arbeit mit Eltern ist sicherlich ein Merkmal des Bundes der Spanischen Elternvereine.

Wenn Sie die Probleme und Aufgaben des Bundes von damals und von heute vergleichen, welche Ähnlichkeiten und welche Unterschiede sehen Sie?

Es gibt natürlich große Ähnlichkeiten. Aufgrund der Wirtschaftskrise 2008 erleben wir eine neue Zuwanderungsbewegung aus Spanien. Diese Migranten kommen zu uns und sie haben gleiche oder ähnliche Probleme wie es die auch damals gab. Z.B.: Die Kinder werden einfach in die Schule geschickt und in einer Sprache, die sie nicht verstehen, unterrichtet. Die Unterstützung ist sehr gering. Das hat uns sehr überrascht, dass die Behörden so wenig gelernt haben. Wir versuchen mit den Familien der neuen Zuwanderer, mit den Schulen Probleme zu besprechen und Lösungen zu finden. In dem Punkt gibt es viele Ähnlichkeiten. Es gibt auch viele Unterschiede. Erstens ist die erste Generation der Migranten älter geworden. Es hat sich deswegen für uns ein neues Thema, ein neuer Schwerpunkt ausgegliedert. Das ist die Arbeit mit Senioren. Dafür haben wir auch das Programm „Adentro“ entwickelt. In diesem Programm bilden wir Multiplikatoren aus, die qualifiziert sind, ältere Landesleute für ein aktives Leben im Alter zu motivieren. Dann haben wir eine andere positive Entwicklung. Die damaligen Kinder sind erwachsen geworden. Es handelt sich um eine gut ausgebildete, mehrsprachig aufgewachsene Generation. Ihre Mehrsprachigkeit bedeutet auch Vorteile für ihre berufliche Laufbahn. Die spanische Sprache ist vor allem eine Weltsprache. Diese Generation nennen wir Gewinner der Integration. Aber die Eltern haben dafür viel geleistet. Sie haben einen großen Integrationsbeitrag geleistet.

Worin besteht der Integrationsbeitrag der ersten Generation?

Integration muss nicht ausschließlich oder vorwiegend daran gemessen werden, wieviel soziale Kontakte der Mensch hat oder wie gut er die deutsche Sprache beherrscht. Das sind natürlich Merkmale und Maßstäbe. Aber die sind meiner Meinung nach nicht die entscheidenden. Viel entscheidender ist, was der Mensch für die Nachhaltigkeit der Gesellschaft leistet. Und jemand, der Kinder erzieht, die eine gute Bildung, einen Beruf haben, leistet für die Zukunft der Gesellschaft, des Landes sehr viel. Die Integrationsleistung der ersten Generation ist immens. Und die wird leider häufig zu wenig in der deutschen Öffentlichkeit anerkannt.

Wie Sie bereits erwähnt haben, kamen nach der Wirtschaftskrise 2008 Tausende von Spaniern nach Deutschland.  Sehr viele von ihnen sind leistungsorientierte Zuwanderer, junge Leute, die eine Ausbildung in Deutschland anstreben. Wie arbeiten sie mit diesen Menschen? Gibt es bestimmte Projekte?

Wir haben das Projekt „Bienvenid@s! - Willkommen in Baden-Württenberg!“. Und da helfen wir direkt diesen Menschen bei der Suche nach der Arbeit, Wohnung, beim Behördengang und Erlernen der deutschen Sprache. Wir bieten ihnen auch ein soziales Milieu an, wo sie gut aufgehoben werden. Lokale Elternvereine, die eine Art Empfangsorte geworden sind, spielen dabei eine große Rolle. Die helfen den neuen Migranten, Kontakte nicht nur zur spanischen sondern auch zur deutschen Community aufzunehmen.

Ab 2015 haben wir ein neues Projekt im Rahmen des Programms der Bundesregierung „MobiPro-EU“ geplant. Im Rahmen dieses Programms wollen wir die Betreuung von jungen spanischsprachigen Menschen übernehmen, die die duale Berufsausbildung in Deutschland anstreben.

In dem Sinne ist für uns das Thema Willkommenskultur, der Beitrag, den die Migrationsorganisationen für die Entwicklung einer Willkommenskultur in Deutschland, von großer Bedeutung.

Können Sie uns kurz erläutern, was für Sie Willkommenskultur bedeutet?

Da vertreten wir eine klare Position. Wir denken, gute Willkommenskultur setzt voraus, dass diejenigen, die die neuen Zuwanderer „willkommen“ heißen, kulturell und sprachlich kompetent sind. Deswegen halten wir wenig von Willkommenszentren oder ähnlichen Einrichtungen, die angeblich alle beraten können aber nicht die Sprache der Personen, die zu ihnen kommen, beherrschen. In den Institutionen, die das Konzept der Willkommenskultur in Deutschland vertreten, sollen Menschen arbeiten, die sprachlich und kulturell kompetent sind. Das hat aber nichts mit Isolierung, Parallelgesellschaft zu tun. Ganz im Gegenteil, das ist die beste Form, die Menschen aufzunehmen und ihnen sofort zu sagen, dass wenn sie in Deutschland weiterkommen möchten, sie so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen müssen.

Sie haben bereits Projekte„MobiPro“, „Bienvenid@s! - Willkommen in Baden-Württemberg!“ „Adentro“ erwähnt.  Gibt es auch noch andere Projekte, die zurzeit von der Organisation realisiert oder unterstützt werden?

Für die zweite und dritte Generation, die multikulturell und mehrsprachig aufgewachsen ist, haben wir das Programm Impulso entwickelt. Dieses Programm dient der Stärkung des Selbstwertgefühls. Das Programm trägt dazu bei, dass diese jungen Menschen sich dessen bewusst werden, welches Potenzial, welchen kulturellen Reichtum sie haben und dass es für sie auch beruflich sehr wichtig ist. Mit diesem Programm versuchen wir, auch die Unternehmen darauf aufmerksam zu machen, dass es für sie vom Vorteil ist, wenn sie sich interkulturell öffnen und diesen Menschen Chancen geben. Gerade in der globalen Wirtschaft sind sprachliche und kulturelle Kompetenzen von großer Bedeutung sind.

Die AEF bietet Integrationskurse an. Mit den Seminaren für Existenzgründung versuchen wir Migranten zu motivieren, ihnen zu helfen, neue Ideen in der Arbeitswelt umzusetzen. Wir haben auch Einführungsseminare für die Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Vor kurzem hat ein solches Seminar stattgefunden, dessen Ziel es war, neue Zuwanderer und die Spanier, die hier aufgewachsen sind, näher zusammenzubringen. Das ist uns auch gelungen. Die beiden Gruppen haben großes Interesse an der Mehrsprachigkeit, an der zweisprachigen Ausbildung gezeigt. Außerdem ist für sie Partizipation in Deutschland von großer Bedeutung. Sie haben erkannt, dass Deutschland ein Land ist, in dem man vieles erreichen kann, wenn man sich organisiert und sich einbringt. Das ist ein Land, das Verdienste anerkennt.

Wie findet die Information über die Tätigkeit des Bundes, über all die Projekte den Weg zu den Migranten?

Das findet über Mitgliedvereine statt, die von uns sehr viel Information über unsere Aktivitäten  bekommen. Darüber kann man auch auf unserer Internetseite lesen, die wir regelmäßig aktualisieren. In den letzten Jahren haben über uns oft auch die Fachmedien berichtet.

Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, Probleme bei der Arbeit mit Migranten, mit Öffentlichkeit?

Auf der Migrantenbasis erleben wir die Tendenz zur Individualisierung. Die Menschen sind heute weniger als früher bereit, sich für gemeinsame Ziele zu organisieren. Aber das betrifft nicht nur Migranten, sondern auch andere Gruppen der Bevölkerung. Wir haben hier aber Glück im Unglück. Bei den neuen Migranten, die viele Probleme haben, ist das Interesse da, sich zu organisieren. Sie sind ansprechbarer für das Engagement, mindestens für den Anfang. Bei der zweiten Generation beobachten wir dadurch, dass sie weniger Probleme als Ihre Eltern haben, weniger Interesse.

Ein schwieriges Thema bleibt für uns weiterhin die Frage, wie weit die politische Öffentlichkeit die Rolle der Migrantenorganisationen angemessen anerkennt. Angemessen anerkennen heißt angemessen fördern. Seit diesem Jahr nehmen wir an dem Programm „Strukturförderung von Migrantenorganisationen auf Bundesebene“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge teil. Das ist ein sehr gutes Programm. Es stellt sich aber die Frage, was danach kommt. Ich glaube, die Migrantenorganisationen übernehmen sehr viele Aufgaben, die im allgemeinen Interesse sind. Die übernehmen teilweise auch Aufgaben, die der Staat erledigen müsste. Integration ist eine der Hauptaufgaben des Staates. Aber wir glauben, ohne starke Beteiligung der Migrantenorganisationen kann der Staat das Ziel nicht vollständig erreichen. Deswegen ist es wichtig, nachhaltige Kanäle der Finanzierung der Integrationsarbeit der Migranten aufzubauen.

 

 

Wer unterstützt die Organisation bei der Arbeit?

-Das ist meistens ehrenamtliche Arbeit. Bei der ersten Generation gibt es ein interessantes Phänomen. Viele ältere Senioren betreuen jetzt neue Zuwanderer. Bei der zweiten Generation gibt es Spezialisten, die in diesem Bereich eine Ausbildung gemacht haben. Unter neuen Migranten befinden sich auch gut ausgebildete Menschen, die das Interesse haben, uns bei der Arbeit zu unterstützen.

Sie sind Vorsitzender auch in der spanischen Weiterbildungsakademie. Könnten Sie noch ein paar Worte über diese Einrichtung sagen? Welchen Grund gab es sie zu gründen?

Die AEF wurde 1984 gegründet. Wir haben gesehen, dass die etablierten Einrichtungen der Weiterbildung in Deutschland nicht in der Lage waren, auf unsere Anliegen einzugehen. Wir wollten die Bildungsangebote in die eigene Hand nehmen, um die Bedürfnisse der Migranten besser berücksichtigen zu können. Das ist uns auch gelungen. In der Akademie bieten wir Kurse und Betreuung nicht nur für spanischsprachige, sondern für alle Migranten an. Unser erstes Projekt war ein Projekt zur Qualifizierung von Migranten für die aktive Partizipation in den Kommunen. Dabei haben wir uns nicht nur an Spanier gewandt, sondern auch an die Menschen aus verschiedenen Communities. Heute bieten wir z.B. auch Frauenkurse an. Das ist ein Programm für nicht aus der EU stammenden Frauen.

Der Bund der Spanischen Elternvereine kooperiert mit verschiedenen Migrantenorganisationen unter anderem auch mit dem Bundesverband der russischsprachigen Eltern. Wie lange arbeiten sie schon zusammen?

Unsere Zusammenarbeit begann 2005 mit den ersten Seminaren von „Schlaue Kinder starker Eltern“, an denen viele Mitglieder der russischsprachigen Community teilgenommen haben. Das waren sehr aktive und qualifizierte Menschen. Dann sind wir im Rahmen des Programms „Strukturförderung von Migrantenorganisationen auf Bundesebene“ weitergegangen. Diese Arbeit hat einen gewissen formellen Charakter angenommen, indem wir, BVRE und die Föderation der Türkischen Elternvereine in Deutschland uns gegenseitig verpflichtet haben, bei unseren Anträgen beim BAMF im Bereich der Elternarbeit stärker zusammenzuarbeiten. Wir führen Gespräche über gemeinsame Schritte, wir versuchen gemeinsame Projekte im Bereich der Elternarbeit durchzuführen und vor allem gemeinsame Positionen gegenüber Politik, Schulverwaltung und Behörden zu vertreten. Es ist uns sehr wichtig, eine gemeinsame Sprache  zu sprechen und bildungspolitische Interessen der Migranten, vor allem Kinder und Jugendlichen gemeinsam zu vertreten. Wir arbeiten auch im Bereich des integrationspolitischen Dialogs sowie des Integrationsgipfels zusammen. Zuletzt sind beide Organisationen Gründungsmitglieder des neuen Verbandes für interkulturelle Wohlfahrtspflege. Unsere Zusammenarbeit gewinnt immer mehr am Gewicht.

Wo sehen Sie das Potenzial dieser Zusammenarbeit?

Es zeigt sich, dass die gute Zusammenarbeit der Migrantenorganisationen nicht in Gettos führt, sondern im Gegenteil - in der Dynamik dieser Arbeit steht Öffnung, steht die Suche nach gemeinsamen Anliegen. Und das bewirkt eine positive Entwicklung für die deutsche Gesellschaft als Einwanderungsgesellschaft. Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir gemeinsame Anliegen entdecken. Dafür brauchen wir als Community klare Linien, Strukturen. Wie schaffen wir es, gemeinsame Interessen zu formulieren und sie zu vertreten? Was haben wir gemeinsam, wie entsteht Gemeinsamkeit bei Menschen, die aus verschiedenen Kulturen kommen und verschiedene Sprachen sprechen? Wir brauchen das für die Zukunft unserer Kinder und Enkel, für die Zukunft dieses Landes. Diese Zukunft wird davon abhängen, ob wir zusammen leben, zusammen arbeiten, zusammen Neues schaffen können. Und das muss trainiert werden. In diesem Sinne haben die Migrantenorganisationen sozusagen Pionierfunktion. Durch unsere Zusammenarbeit können wir zeigen, wie die Zukunft aussehen kann. Wir Migranten wollen uns in Deutschland einbringen. Wir wollen in einem weltoffenen demokratischen Land leben. Ich denke, die Zusammenarbeit der großen Migrationsverbände ist für dieses Land von entscheidender Bedeutung.

Von Yuliya Sauchuk

 

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