6. MIGELO-Kongresses

1. Zielsetzung(en) des 6. MIGELO-Kongresses

 

An die Mitwirkung von Migranten und ihre Organisationen werden seitens der Politik in der letzen Zeit große Hoffungen und Erwartungen geknüpft. Als politisches Signal und Einladung zu einer breiten Partizipation ist dies zu begrüßen und trifft auf viel Zustimmung in den Migranten-Communities. Umso interessanter war es nun, sich gemeinsam anzusehen, wie dies in der Praxis aussehen kann, welche Anknüpfungspunkte und Ideen bereits umgesetzt werden und welche zusätzlichen Impulse benötigt werden.

 

Anhand von zwei aktuellen Themenkomplexen, die in dem Projekt MIGELO ‑ das sich an russischsprachige Zuwanderer wendet ‑ eine große Rolle gespielt haben, sollte ein Dialog zwischen Politik und Praxis eingeleitet werden. Der eine Schwerpunkt betraf die schulische Bildung und das Erwerbsleben und die Frage, in wieweit Migranteneltern in der Lage sind, für ihre Kinder eine gute Brücke in das Arbeitsleben zu bauen. Was ist der Stand und was muss verändert werden, um diese Elternrolle noch weiter zu stärken? Was erwartet die Politik einerseits und wo kann sie Eltern unterstützen?

 

Der nächste Schwerpunkt widmete sich dem Thema bürgerschaftliches Engagement. Es steht für die vielfältigsten Formen der Beteiligung in unserer Zivilgesellschaft und ist für einige Migrantengruppen sehr ungewohnt. MIGELO hat vielerlei Aktive in Initiativen von russischsprachigen Migranten unterstützt und weitergebildet. Es wurden lokale Vereine und sogar ein Bundesverband der russischsprachigen Eltern gegründet. Freiwillige haben kontinuierlich Informationsveranstaltungen in den Städten durchgeführt und viele Menschen erreicht. Wie werden sich Teile unserer Gesellschaft dadurch ändern? Was bewirken diese Aktivitäten z.B. im Bereich der Bildung? Was kann die Politik den Aktiven in den Migrantenorganisationen raten?

 

 

2. Ablauf

 

Dr. Lothar Theodor Lemper, geschäftsführender Vorsitzender der Otto Benecke Stiftung e.V. eröffnete den Kongress und wies in seiner Grußrede darauf hin, dass in der Integrationsarbeit insgesamt noch vielerlei aufzuholen ist, einzelne Erfolge aber mittlerweile deutlich sichtbar werden. Zu den dringendsten Aufgabenfeldern gehörten weiterhin die Zugänge zum Arbeitsmarkt und die Lösung des Fachkräftemangels. Projekte wie MIGELO machten aber auch deutlich, wie erfolgreich man in den Integrationsbemühungen sein kann, wenn man mit einer guten Konzeption und engagierten Partnern das bürgerschaftliche Engagement unterstützt und durch flankierende Maßnahmen stabilisieren hilft.

 

Georgi Starikovich, 1. Sekretär der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin, wünschte dem Kongress und dem Anliegen der Veranstalter in seiner Ansprache viel Erfolg. Er führte kurz aus, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache für eine erfolgreiche Integration ist und dass die Herkunftssprache dabei eine wichtige Rolle spielen kann. Er betonte, dass sein Land ein hohes Interesse an der Zusammenarbeit und der Unterstützung von Projekten wie MIGELO hat.

 

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, betonte in ihrer Einführungsrede, wie wichtig das Verständnis ist, dass wir gemeinsam für den Zusammenhalt der Gesellschaft arbeiten, die in Zukunft noch bunter und vielfältiger sein wird. Eltern kommt in diesem Prozess der Integration eine überaus zentrale Rolle zu. Hierbei komme es auch darauf an, zwischen der Sprache Deutsch und den verschiedenen Herkunftssprachen keine unnötigen Gegensätze aufzubauen. Beide spielen eine wichtige Rolle für eine gelingende Integration. Die Konzeption und Durchführung von MIGELO zeige den richtigen Weg, um diesem Ziel näher zu kommen.

 

Der erste Runde Tisch widmete sich dem Generalthema „Was können Eltern leisten, um ihre Kinder erfolgreich auf dem Weg in das Erwerbsleben zu unterstützen“? Hierzu debattierten Vertreter/innen aus Politik und Unternehmen. Die Diskussion wurde durch vorbereitete Interventionen und Fragen von Vertreter/innen von Migrantenselbstorganisationen immer wieder auf die Lösung praktischer Fragen und Probleme vor Ort gelenkt. Erörtert wurden die Aspekte:

 

  • Die Elternarbeit ist meistens kein integraler Bestandteil der Berufsorientierung. Wie lässt sich das ändern?
  • Welche Vorteile erwachsen aus dem neuen Gesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse?
  • Wie können Väter als Zielgruppe in der Elternarbeit besser erreicht werden?
  • Die Professionalität fehlt oft in den Migrantenorganisationen, um sich vor Ort mit ihren Ressourcen bei der Berufsorientierung einzubringen. Wie lässt sich das verbessern?
  • Welche Wege gibt es, um die Zahl der Hauptamtlichen in den Vereinen zu erhöhen, andernfalls sind z.B. viele Finanzierungen wegen des hohen bürokratischen Aufwandes nicht erreichbar?
  • Welche Chancen bieten Vernetzungen auf kommunaler, regionaler und Bundesebene für die Elterninitiativen und ihre Arbeit?

 

In seinem Einführungsvortrag zum zweiten Teil der Tagung gab Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), einen kurzen Rückblick auf die neuere Zuwanderungsgeschichte. Er führte aus, dass auf dem Weg zu einer erfolgreichen Integration noch sehr wichtige Aufgaben vor uns stehen sind. Er machte deutlich, wie erfreut die Bundeszentrale, die einer der Mitfinanziers des Projektes ist, registriert habe, mit welch hoher Geschwindigkeit und professionellem Sachverstand MIGELO vorgegangen sei. Solche Prozesse und Ansätze wolle die bpb weiterhin in der Zukunft mit begleiten und fördern, wo immer dies möglich ist. „Wir in der Bundeszentrale sind Fans von MIGELO geworden“.

 

Der zweite Runde Tisch setzte sich mit der Frage auseinander, wie das bürgerschaftliche Engagement von Migranteneltern noch weiter verstärkt und verstetigt werden kann. Geladen und gekommen waren Teilnehmer/innen aus einheimischen Organisationen und Migrantenverbänden, die in der Integrationsarbeit aktiv sind. Leider war es wegen kurzfristiger Absagen nicht gelungen, Vertreter/innen aus der Bundespolitik für diese Runde zu gewinnen. Eingehend diskutiert wurden Gesichtspunkte wie:

 

  • Die aktuellen Perspektiven einer strukturellen Förderung von Migrantenorganisationen durch den Bund
  • Überforderungen von Ehrenamtlichen in den Migrantenorganisationen vor Ort
  • Perspektiven von Migrantenorganisationen in einer multikulturellen Gesellschaft
  • Die Rolle des Subsidiaritätsprinzips bei der staatlichen Förderung
  • Die besondere Form der Arbeit von ehrenamtlichen Migranten, auch in einheimischen Organisationen
  • Die Bedeutung der interkulturellen Öffnung migrantischer und einheimischer Organisationen für die stärkere Förderung des bürgerschaftlichen Engagements

 

Auch diese Diskussionsrunde wurde durch vorbereitete Interventionen und Fragen von Seiten der Vertreter/innen von Migrantenselbstorganisationen immer wieder auf die Lösung praktischer Fragen und Probleme vor Ort gelenkt.

 

Wladimir Weinberg, ehrenamtlicher Geschäftsführer des BVRE konnte zum Schluss der Tagung drei zusätzliche ordentliche Mitglieder im Verband begrüßen.

 

 

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