„Das wird uns bereichern!“. Der Verein buddY e.V. hat vor, mit dem BVRE zu kooperieren
Über gezielte Angebote in Schule, Kita, Familie und Lehre unterstütz buddY e.V. den individuellen Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen. In der öffentlichen Wahrnehmung ist “buddY“ zum Synonym für Menschen geworden, die wechselseitige Verantwortung leben.
„Das wird uns bereichern!“. Der Verein buddY e.V. hat vor, mit dem BVRE zu kooperieren. Wir sprachen mit Dr. Fabian van Essen, Leiter des familY-Programms von buddY e.V.
Es gibt in Deutschland unzählige Vereine, die sich um Kinder kümmern. Warum ist Ihr Verein gegründet worden?
Unser Verein ist 2005 gegründet worden. Entstanden ist der Verein aus der Arbeit der Vodafone Stiftung Deutschland im Rahmen eines Straßenkinderprojekts namens „Off Road Kids“. Und wir haben uns überlegt, wir sollten etwas machen, was präventiv funktioniert, damit die Straßenkinderkarrieren gar nicht erst entstehen. Das buddY-Programm ist also ein Angebot für die Schulen zum Thema soziales Lernen. Auf der Basis dieses Programms ist auch der Verein buddY e.V. gegründet worden.
Beim buddY-Programm geht es darum, dass Kinder und Jugendliche ihre Kompetenzen entwickeln können. 2011 ist das familY-Programm dazu gekommen, weil die Familien eben sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder sind. Wir wollen die Familien stärken, damit die Bildung im Alltag besser funktioniert. Dafür haben Wissenschaftler und Leute aus der Praxis ein Konzept für die Eltern entwickelt, deren Kinder aus der Kita in die Grundschule wechseln. Und wir bilden Menschen aus, die diese Programme umsetzen. Sie arbeiten auf der gleichen Augenhöhe und dialogorientiert. Die Eltern treffen sich 12 Mal, dabei hat jedes Treffen ein Ziel. So haben die Eltern die Möglichkeit, darüber zu reden, was sie bewegt.
Wir haben zuerst in drei sehr verschiedenen Sozialräumen angefangen – in Düsseldorf, in Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin und im ländlichen Kreis Lippe. Inzwischen sind wir in 8 unterschiedlichen Städten präsent. Uns geht es darum, die Eltern zu begleiten, so wie sie sind. Wir wollen alle Eltern dabei unterstützen, ihren Kindern ein anregungsreiches Umfeld zu bieten sowie den Übergang in die Grundschule möglichst gut begleiten zu können.
Was unterscheidet das familY-Programm von ähnlichen Projekten?
Wir verstehen uns als ein Bildungsprojekt für die Eltern. Viele andere Programme drehen sich um das Thema Erziehung. Uns geht es nicht darum, was eine gute Erziehung ist, sondern darum, wie man Kinder beim Thema Lernen unterstützen kann – und zwar in ganz alltäglichen Situationen. Wir wollen die Eltern sensibilisieren, dass Lernen eigentlich immer stattfindet. Und Eltern sind ganz entscheidende Personen dafür, ihren Kindern Anregungen zu geben. Ein einfaches Beispiel beim Einkaufen. Man kann das Kind einfach laufen lassen oder aber ihm sagen: „Hol mir doch vier Äpfel, zwei rote und zwei grüne“. Unser pädagogisches Leitprinzip lautet: „Hilf mir so viel wie nötig uns so wenig wie möglich.“ Es geht darum, dass man seine Kinder immer ermuntern soll, mitzudenken und mitzumachen.
Sie haben dieses Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Wahrscheinlich ist das eine Mischung aus vielerlei Zutaten. Die Vodafone Stiftung Deutschland unterstützt uns von Beginn an, was unserer Organisation die notwendige Stabilität gibt. Und wir haben kreative Leute, die bildungsbegeistert sind, die Lust haben, etwas voranzubringen und glauben, dass alle Kinder eine Möglichkeit bekommen sollen, sich gut zu entwickeln, dass wir mehr Bildungsgerechtigkeit brauchen!
buddY e.V. strebt eine Kooperation mit BRVE an.
Wir haben jetzt über 130 familY-Begleiterinnen und familY-Begleiter. Und wir wollen weiter ausbilden. Die Eltern kann man dann am besten für das familY-Programm begeistern, wenn sie Vertrauen zu denjenigen haben, die es vor Ort anbieten. Für uns ist es deswegen wichtig, mit Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten, die einen guten Zugang zu den Eltern haben, die wir erreichen wollen. Die Mitgliedsorganisationen des BVRE sind dabei für uns ganz hervorragende Partner: Sie wissen am besten, welche Bedarfe die Eltern vor Ort haben und wie man sie für das familY-Programm gewinnen kann. Z.B.: Wo treffen sich russischsprachige Eltern? Wen können wir am besten zu familY-Begleitern ausbilden?
Für uns ist es wichtig, die Arbeit mit Migrantenorganisationen zu intensivieren, weil sie viel besser über die Lebenswelten von bestimmten Bevölkerungsgruppen Bescheid wissen und es einfacher haben, sie anzusprechen. Allein schon, wenn jemand eine Mutter auf Russisch anspricht und sagt: Hast du nicht Lust mit zumachen? Hier gibt es demnächst eine Elterngruppe. Das senkt auch die Hemmschwelle, teilzunehmen, wenn so ein Bildungsangebot kommt.
Wir freuen uns auf die Kooperation mit BVRE. Das Gute an unserem familY-Programm ist, dass wir das Beherrschen der deutschen Sprache nicht als Bedingung sehen. Die Materialien sind so konzipiert, dass man ganz unabhängig von irgendwelchen Schriftsprachkenntnissen teilnehmen kann.
Was würde dieses Pilotprojekt mit dem BVRE für buddY bedeuten?
Für uns ist das eine sehr gute Möglichkeit, die Eltern zu erreichen, die wir sonst nicht so gut erreichen würden. Das wird für uns ein ganz neuer Weg sein, denn bislang arbeiten wir vor allem mit kommunalen Institutionen, Stiftungen und Wohlfahrtsverbänden.
Und der BVRE verfolgt vieles von den Inhalten und Zielen, die wir auch unterstützen. Wir haben in den ersten Gesprächen gemerkt, dass wir in vielen Fragen eine ähnliche Haltung haben. Wir würden uns sehr gern zusammen auf den Weg machen. Z.B. in Bayern und in NRW, und wenn es gut läuft, auch darüber hinaus. Nach dem ersten Durchlauf werden wir sehen, ob wir das Programm weiter entwickeln müssen oder die Materialien anpassen.
Wir finden es total spannend, weil hier natürlich auch eine andere Kultur eine Rolle spielt. Unser Ansatz ist nicht zu sagen, wir haben ein perfektes Konzept von A bis Z. Denn unsere Multiplikatoren haben verschiedene Herangehensweisen an das Thema. Wir werden selbst dabei viel lernen, und das wird uns bestimmt bereichern.
Daria Boll-Palievskaya