Dialogplattform BVRE: „Die neue aktivierende und interkulturelle politische Bildung“, Berlin

Viele von denen, die mit Migranten- Eltern arbeiten, wissen: Versuche diejenigen zu erreichen die Hilfe benötigen, scheitern. Zu den Seminaren kommen die, die weniger einer Erklärung des Bildungssystems benötigen, jene, welche selber den Kontakt zur Schule herstellen und nachvollziehen können, dass ihr Kind einer aktiven Hilfe bedarf.

Wie kann man diese Situation ändern? Wie kann man diejenigen erreichen, die als unerreichbar gelten? Der Bundesverband russischsprachiger Eltern hat vorgeschlagen, dieses Problem aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten. Im Allgemeinen kennt unsere Zielgruppe oft nicht die Möglichkeiten der Überwindung von Integrationsschwierigkeiten im Großen und Ganzen, nicht nur in Fragen der schulischen Ausbildung, sondern auch der Berufsorientierung.

Das hängt damit zusammen, dass für uns als Personengruppe, welche in einer autoritären Gesellschaft sozialisiert wurde, die 'Teilnahme' am sozialen Leben ungewohnt, und in mancher Hinsicht einfach unverständlich ist.

Politische Bildung in Deutschland ist vor allem ein Instrument zur Aktivierung der Bevölkerung hinsichtlich einer Ausbildung zur Teilnahme an Entscheidungen zu Lösungen der eigenen Probleme. Dasselbe gilt für Migranten, welche nicht die Möglichkeit hatten eine solche Ausbildung zu bekommen.

Am 26. Juni 2018 haben wir gemeinsam mit den türkischen (FÖTED e.V.) und spanischen (Der Bund der Spanischen Elternvereine in der Bundesrepublik Deutschland e. V.) Elternverbänden und dem Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe eine Diskussion über die Notwendigkeit einer politischen Bildung als Grundlage der elterlichen Ausbildung, organisiert.

Wie Victor Ostrovsky, Vorstandsmitglied des BVRE e.V., in seinem Einführungsvortrag bemerkte, sollte dabei diese Aufgabe den Migrantenorganisationen zukommen, welchen bevorsteht neue Herangehensweisen zur politischen Bildung eben ihrer Zielgruppen zu entwickeln.

Professor Dr. Ursula Boos-Nünning, eine der führenden Spezialisten im Bereich Integration in Deutschland und Moderatorin der Diskussion, stellte die TeilnehmerInnen – MultiplikatorInnen im Bereich Elternarbeit – eine Reihe von Fragen, wie man die Aufgaben angehen könnte. Wie es sich im Verlauf der Diskussion herausstellte, zeigt die Erfahrung in der Tat, dass das Problem der unzureichenden Teilnahme der Migranten- Eltern am öffentlichen Leben, den Hauptgrund der Ineffektivität unserer Bemühungen darstellt. Um dieses Problem zu lösen, muss man die Arbeit der Migrantenorganisationen umstellen, für welche die politische Bildung noch nicht zur prioritären Sphäre ihrer Tätigkeit gehört.

Wir planen eine Fortsetzung dieser Diskussion in Richtung der Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Implementierung der politischen Bildung in die Arbeit der Migrantenorganisationen, im speziellen in die der Elternverbände. Erwähnenswert ist, dass wir dazu über genug Erfahrung verfügen, welches das Resultat unseres zweijährigen Projekts, 'Politische Bildung für russischsprachige in Deutschland' mit den von uns erprobten Formaten, die tatsächlich erlauben politisch und sozial wenig aktive Menschen besser zu erreichen, zeigt. Wir wollen diese Erfahrung mit anderen Organisationen und Migrantengruppen teilen.

Veranstalter: Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V. in Kooperation mit weiteren Migrantenverbänden:

Bund der Spanischen Elternvereine in der Bundesrepublik Deutschland e.V.,

Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland e.V.,

Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe.

Teilnehmende: Multiplikator_innen der Elternbildung bzw. Elternarbeit aus Migranten-Communities, Fachpolitiker der Bereiche Familie, Integration und Bildung, Vertreter_innen aus Wissenschaft, Verwaltung und Weiterbildung.

Wann: 26.06.2018 von 16 bis 18 Uhr

Wo: Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin

Gesamtmoderation: Prof. Ursula Boos-Nünning Ablauf

16.00 – Grußwort

16.10 – 16.40 - Ausmaß und Formen der Bildungsungerechtigkeit:

Problembeschreibung und Moderation: Prof. Ursula Boos-Nünning

Thesen:

• Es gibt eine Bildungsungerechtigkeit bei Migrantenkinder

• Um Eltern zu fördern gibt es viele Elternbildungsseminare, aber diese Angebote erreichen meistens nur die bereits gut integrierten, engagierten Eltern
• Um die politikfernen, nicht-teilnehmenden Eltern zu erreichen, brauchen wir ein neues Angebot. Das Angebot heißt interkulturelle politische Bildung, durch die Engagement direkt erlernt und angeregt wird.

16.40–17.10 Situationsanalyse aus den Communities: Multiplikatoren_innen aus den Verbänden präsentieren Fallbeispiele zu Schwachstellen bei Migranteneltern, bzw. den Schwierigkeiten beim Erreichen dieser Zielgruppe.

Fragestellungen:

• Um welche Eltern handelt es sich und warum erreichen wir sie kaum mit der „normalen“ Elternarbeit?
• Welche Faktoren (Sprache, Kultur, sozioökonomische Faktoren) spielen dabei welche Rolle?

17.10-17.30 Was verstehen wir unter "interkulturelle politischer Bildung für Migranteneltern"? Wie fördern wir eine Kultur der sachlichen Diskussion? Erfahrungsaustausch zur bereits geleisteten Arbeit im Bereich politische Bildung für Migranten

17.30-18.00 Wie können wir in den verschiedenen Communities politikferne Eltern erreichen und die Bildungsungleichheiten mindern? Brainstorming und moderierte Diskussion

18.00 – Abschluss / Imbiss

Zurück zur Eventübersicht