Tagesseminar zum Thema „Flüchtlingspolitik Deutschland: Wie können Migranten/innen anderen Migranten/innen helfen“

Fast die Hälfe der deutschen Gesellschaft ist heutzutage sogar der Meinung, dass Flüchtlings- und Integrationspolitik das wichtigste Thema überhaupt ist. Dabei spielen die extrem gestiegen Flüchtlingszahlen sicherlich eine zentrale Rolle. Aber gleichzeitig gehen die Meinungen sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft Deutschlands auseinander.

Wie positioniert man sich, wenn man mit den Flüchtlingen arbeitet? Wie geht man mit ihnen um? Einerseits gibt es politische Parteien, die die Interessen der Flüchtlinge vertreten, andererseits liegt das auch im Interesse der Wirtschaft, gute hochqualifizierte Arbeitskräfte nach Deutschland zu locken. Dann gibt es zahlreiche Wohlfahrtsorganisationen, wie Diakonie oder Caritas, die Zuwanderer in Schutz nehmen. Andererseits machen manche das Thema „Flüchtlinge“ zum Gegenstand eines Gefahrendiskurses, weil sie der Meinung sind, dass diese fremden Menschen Arbeitsplätze wegnehmen und Steuergelder kosten. Aber es gibt auch die Migrantencommunities, wie der Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE e.V.), der bereit ist, „die Interessen der anderen Migrantengruppen, einschließlich der Flüchtlinge, zu vertreten“, sagt der Vorstandsvorsitzende des BVRE Viktor Ostrowski. „Wir wollen uns für die anderen Menschen mit Migrationshintergrund öffnen, um unsere Erfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen zu teilen“.

Als am 16. März 2015 der BVRE e.V. ein Tagesseminar zum Thema „Flüchtlingspolitik Deutschland: Wie können Migranten/innen anderen Migranten/innen helfen“ in Köln organisiert hat, hat die größte Vereinigung innerhalb der russischsprachigen Gesellschaft in Deutschland das Thema angesprochen, wofür sie sich schon seit Jahren interessiert hat. Im Vordergrund der Gespräche standen zunächst Diskussionen über die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Deutschland, mit dem Ziel den Kenntnisstand unter der russischsprachigen Migranten/innen selbst in Bezug auf dieses brennende Topic zu erhöhen. Aber auch die Antworten auf die Fragen zu finden, wie man der Politik als Migrantenorganisation helfen kann, mit Flüchtlingen umzugehen. Die Teilnehmer/innen waren unter anderem die Mitglieder/innen der russischsprachigen Vereine aus ganz Deutschland, einschließlich der Vorstandsmitglieder des BVRE. Zu der Diskussionsrunde wurden ebenso Experten eingeladen, die sowohl die jüngsten Fakten und Daten als auch den Hintergrund derzeitiger Flüchtlingsbewegungen praxisnah erläutert haben. In der Nachmittagsrunde haben die Teilnehmer/innen in Gruppen anhand der vorgegebenen Kriterien die Situationen der Migranten/innen in ihren eigenen Kommunen analysiert, und anschließend die Ergebnisse dargestellt, wie man die Probleme der Flüchtlinge gemeinsam lösen kann.

Der heutige Bundesverband mit 34 russischsprachigen Vereinen unter seinem Dach besteht ja schließlich selbst aus Menschen mit Migrationshintergrund, die aus verschiedenen Gründen nach Deutschland gekommen sind und sich hier mit der Zeit eingelebt haben. Mittlerweile ist der BVRE schon Bestandteil der deutschen Gesellschaft, der nicht nur die Integration sowie berufliche Entwicklung der russischsprachigen Communities fördert, sondern dank der Selbsterfahrung auch die Probleme anderer Migranten löst. In diesem Zusammenhang fühlt sich der BVRE sogar verpflichtet eine Rolle des Flüchtlingshelfers zu übernehmen. Und da zurzeit das Thema „Neuzuwanderung“ erneut heftig diskutiert wird, hat auch der BVRE e.V. sich vorgenommen, mit dem Problem zunehmend auseinanderzusetzten und ihren Beitrag für die gesamte deutsche Gesellschaft zu leisten.

Einer der wichtigsten Bereiche, die der BVRE sich in der Arbeit mit Flüchtlinge widmen möchte, ist der Bereich der politischen Bildung – der auch eine der zentralen Rollen in der Integrationspolitik in Deutschland spielt. Laut dem Geschäftsführer des BVRE Wladimir Weinberg, „ist politische Bildung heute ein wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens, die in alle Bevölkerungs- und Altersgruppen eindringt. Und insbesondere trifft dies auf Jugendliche zu. Denn zahlreiche Jugendliche gelten als apolitisch und haben wenig Ahnung, wie das politische Leben im Land funktioniert“.

Was ist eigentlich Demokratie? Wie äußert man frei seine Meinung, ohne dass man dafür bestrafft wird? Um diese und andere Fragen zu beantworten, ist der vor kurzem von der Bundeszentrale für politische Bildung anerkannter Träger der politischen Bildung -der Bundesverband russischsprachiger Eltern gerade dabei sein neues politisches Bildungsprogramm auszuarbeiten. Nach Viktor Ostrowski beabsichtigt der Verband „auf Basis seiner Erfahrungen und zahlreichen Bildungsprojekten sowohl innerhalb der russischsprachigen Gesellschaft als auch mit anderen Migranten-Communities, eine gemeinsame Plattform zu schaffen, mit der man lehrt und lernt seine Meinungen auszutauschen, wenn man in der Demokratie lebt“.

Bis Ende 2015 sind weitere Seminare und Veranstaltungen geplant. Da das Thema Flüchtlinge zurzeit ein brennendes Thema der deutschen Politik ist, ist der BVRE bereit, sich aktive für Probleme der Flüchtlinge einzusetzen. Wie erfolgreich diese Arbeit mit Migranten/innen und Flüchtlingen und vor allem im Bereich der politischen Bildung sein wird, ist von vielen Faktoren abhängig. Aber der Anfang ist auf jeden Fall schon mal da.

Am 16. März 2015  findet das Tagesseminar zum Thema: „Flüchtlingspolitik in Deutschland: Wie können Migranten anderen Migranten helfen?“ in Köln statt.

Tagungsort:

Leonardo Hotel Köln

Waldecker Straße 11-15

51065 Köln

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