Workshop „Migration und Familie“ - "Wissenschaft berät in Familienfragen"
Das System der Policy-Entwicklung ist auf Expertisen und Handlungsempfehlungen von Fachgremien aufgebaut. Diese können von verschiedenen Akteuren gesteuert werden u.a. aus der Wissenschaft. Wissenschaftliche Forschungen und deren Ergebnisse bilden die Basis für weitere Verbesserungsvorschläge für die Politik. Deswegen sind wissenschaftliche Beiräte für die Beratung und Unterstützung der Bundesministerien gegründet und für die aktive Zusammenarbeit und den Austausch berufen.
Der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wurde in der jetzigen Form 1970 gegründet und berät seitdem das Ministerium „unabhängig und ehrenamtlich in allen Fragen der Familienforschung und Familienpolitik“. Heutzutage besteht der Beirat aus 17 renommierten Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen, die in der Familienforschung beschäftigt sind, z.B. aus den soziologischen und medizinischen Bereichen. Neben Kurzgutachten und Stellungnahmen zu tagesaktuellen familienpolitischen Themen arbeitet der Wissenschaftliche Beirat über einen längeren Zeitraum zu bestimmten Thematiken an umfangreichen Gutachten, die tiefgehende wissenschaftliche Analysen sowie Handlungsempfehlungen für die Politik beinhalten. Seit zwei Jahren arbeitet der Beirat unter der Leitung von Prof. Dr. Irene Gerlach an einem Gutachten zum Thema „Migration und Familie“ für das BMFSFJ.
Am 12.03.2015 fand in Berlin der Workshop „Migration und Familie“ des wissenschaftlichen Beirats statt. Die dem Beirat angehörigen Wissenschaftler haben sich getroffen, um die vorläufigen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen des Gutachtens zu besprechen. In Form eines Workshops haben sie sich mit den eingeladenen Vertreterinnen und Vertretern aus der anwendungsorientierten Wissenschaft und Praxis u.a. mit Migrantenverbänden und gesellschaftlichen Akteuren aus diesem Bereich ausgetauscht. Praktische Kenntnisse von Migrantenorganisationen sind für migrationsspezifische Gutachten und darauffolgende Handlungsempfehlungen äußerst wichtig, da die teilnehmenden Migrantenverbände u.a. der Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V. (BVRE) über Grassroot-Expertise verfügen und in der Lage sind, als Partner in solchen strategischen Entscheidungen aufzutreten. Bedeutend ist dies insbesondere, da ein erheblicher Anteil der deutschen Gesellschaft aus Familien mit Migrationsgeschichte besteht, die immer noch migrationsspezifische Probleme bspw. in den Bereichen der (non-)formalen Bildung, sozialen Netzwerke außerhalb der Familie und der Gesundheit haben. Laut Statistik leben in Deutschland ca. 2,5 Mio. Familien mit Migrationshintergrund mit Kindern unter 18 Jahren (5,6 Mio. Familien ohne Migrationshintergrund mit Kindern unter 18 Jahren).
Beim Austausch hat der BVRE seine Visionen und Positionen zu den o.g. Fragen dargestellt. Es war das erste Mal, dass ein Austausch zwischen dem renommierten Beirat und den Migrantenverbänden stattgefunden hat. Wir hoffen, dass unsere Vorschläge bei der Endzusammenfassung für das Ministerium Ende 2015 widergespiegelt werden und sind auf die Ergebnisse gespannt.
Mehr über den wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erfahren Sie unter www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Ministerium/beiraete,did=9388.html
Elena Reifenröther
Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V. (BVRE)