Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen (bbt) machte folgende Erklärung zu den Ergebnissen der PISA-Studie
Das Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) kommentierte die Polemik über die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 in Deutschland, bei welcher die schlechten Ergebnisse auf den hohen Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund zurückgeführt werden.
Dr. Natalia Roesler, Vorstandssprecher des bbt:
„Die PISA-Ergebnisse überraschen inzwischen niemanden mehr. Aber dass nun von einigen wieder die Schüler*innen mit Migrationshintergrund und deren Eltern als Schuldige stilisiert werden, ist vermessen und falsch und gießt Wasser auf die Mühlen der gegenwärtig zunehmenden Feindlichkeit gegen eingewanderte Menschen. Das deutsche Bildungssystem ist mit oder ohne Migration am Ende. Fehlende Lehrkräfte, marode Gebäude, ein veraltetes und segregiertes System sowie der fehlende Wille, dem ein Ende zu setzen, sorgen dafür, dass das Versprechen der Gleichbehandlung weit von der Umsetzung entfernt ist. Im Gegenteil, viele Kinder aus armen eingewanderten Familien werden aus dem Bildungssystem „aussortiert“.
Was passiert? BVRE-Erläuterung
Schüler aus Deutschland zeigten schlechteste Ergebnisse aus allen Erfassungsjahren der Studie. Vor allem im Fach Mathematik fiel die Durchschnittsnote am stärksten, in früheren Jahren betrug der Durchschnitt 500 Punkte – heute 475. Lesefähigkeit fiel von 498 auf 480 Punkte. Im Vergleich dazu hatte das auf Platz 1 gelandete Land Singapur 543 Punkte im Lesen und 575 in Mathe.
Der bbt-Vorstand ruft dazu auf, unter Einbeziehung aller Bildungsbeteiligten und Bildungsengagierten (einschließlich der zivilgesellschaftlichen Migrantenelternorganisationen), einen breiten gesellschaftlichen Prozess zu starten, in dem eine zukunftsfähige Schule konzipiert wird sowie endlich die für gute und zukunftsfähige Bildung benötigten finanziellen und strukturellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Animositäten und Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern ist fehl am Platze, wenn es um die Zukunft unserer Kinder und unseres Landes geht. Das bbt mit seinen 17 Mitgliedsorganisationen ist bereit, als kompetenter Partner konstruktiv mitzuwirken.
In der Erklärung wird außerdem darauf hingewiesen, dass viele eingewanderte Eltern, insbesondere diejenigen, die kürzlich nach Deutschland gekommen sind und gleichzeitig in prekären sozialen Verhältnissen leben, die deutsche Sprache (noch) schlecht beherrschen und das Bildungssystem nicht verstehen, Unterstützung benötigen, um ihre Kinder gut durch die Bildungsinstitutionen begleiten zu können – gerade weil das deutsche System sehr stark auf die Ressourcen der Eltern zugreift. Diese Unterstützung bieten die Mitglieder des bbt seit Jahren, teilweise Jahrzehnten, weitgehend ehrenamtlich. Gleichzeitig bieten viele Nachhilfe und Unterstützung für die Kinder an. Doch dies kann die notwendigen systemischen Veränderungen nicht ersetzen.
Zur Erinnerung sei gesagt, dass der Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE) e.V. zu den Gründern des Bundeselternnetzwerk des Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) e.V. gehört und sich an seiner Arbeit aktiv beteiligt.