Dialog für Zusammenhalt: In Dresden wurden die Ergebnisse des Projekts ImPlural vorgestellt
In Dresden wurden die Ergebnisse des Projekts „Dialoge gegen Rassismus für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“ (ImPlural) präsentiert. Ziel des Projekts war es, anhand konkreter Beispiele zu zeigen, wie Menschen mit postsowjetischer Migrationserfahrung gemeinsam in einer europäischen Demokratie leben und arbeiten können. Finanziert wurde ImPlural von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie von der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus.
Das Projekt ImPlural begann im Jahr 2022, ein halbes Jahr nach dem Beginn des großangelegten russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.
„Deutschland hat unmittelbar nach Kriegsbeginn Hunderttausende Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Tausende Freiwillige, darunter viele mit postsowjetischem Hintergrund, unterstützten die Ankommenden. Uns war bewusst: In Deutschland leben inzwischen über fünf Millionen Menschen, die unter anderem auch Russisch sprechen. Wir alle haben unterschiedliche Gründe für Migration, verschiedene Hintergründe und zum Teil unterschiedliche Ansichten. Aber wir leben gemeinsam hier in Deutschland – und dafür brauchten wir eine Grundlage für sozialen Zusammenhalt“, sagt der Geschäftsführer des BVRE e.V. Wladimir Weinberg.
Grundlage für diesen Dialog war politische Bildung. Eingeladen wurden Mitgliedsorganisationen des BVRE e.V., neue Initiativen sowie engagierte Aktivist*innen aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Gemeinsam wurde ein einzigartiges Bildungsprogramm entwickelt, das Themen wie den Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus, Erinnerungskultur und den Abbau von Stereotypen aufgriff. In drei Jahren fanden zehn Seminare für Multiplikator*innen statt, die wiederum vor Ort eigene Dialogformate organisierten. Unter ihnen waren Menschen, die schon lange in Deutschland leben, politisch Verfolgte aus Russland und Geflüchtete aus der Ukraine. Ein zentrales Anliegen des Projekts war es zu zeigen, dass Ukrainer*innen in Deutschland nicht Objekte, sondern Subjekte des gesellschaftlichen Lebens sind.
Anastasiia Sliepukhina kam zu Beginn des Krieges aus der Region Donezk nach Deutschland. Heute engagiert sie sich als Freiwillige beim Verein Internationales Engagement Chemnitz e.V.
„Im Projekt ImPlural habe ich gesehen, dass man Menschen mit ähnlichen Erfahrungen treffen und gemeinsam Neues schaffen kann. Für mich ist wichtig, dass hier nicht nur über Geflüchtete gesprochen wird, sondern dass wir selbst eine Stimme haben und mitgestalten dürfen“, betonte Anastasiia Sliepukhina während der Paneldiskussion auf der Abschlusskonferenz. An dieser Diskussionsrunde nahmen außerdem Olesia Malikova (Wasilissa e.V., Gütersloh), Marina Chernyshov (Erfolg e.V., Köln) und Max Gede (Makosa e.V.) teil.
Im Rahmen von ImPlural wurden in verschiedenen Städten Deutschlands über 170 Veranstaltungen durchgeführt. Speziell für das Projekt entwickelten Koordinator Yuriy Krotov und Experte für interaktive Formate Max Gede mehrere kreative Ansätze. Auf der Abschlusskonferenz stellten sie ihr Quiz-Format vor, und das Publikum stieg sofort in die Diskussion ein. So war es auch in vielen anderen Orten, an denen das Quiz zu Themen wie Migration in Deutschland, Antisemitismus, historischen Parallelen oder Verschwörungserzählungen durchgeführt wurde. Die Arbeit an diesen kreativen Formaten wird auch nach Projektende fortgesetzt: Das Team hat einen eigenen Verein gegründet. Makosa e.V. wird sich den innovativen Methoden der politischen Bildung widmen.
Die Gründung neuer Initiativen und Organisationen ist ein weiteres Ergebnis von ImPlural. So haben sich ukrainische Vereine zum BVUFSFJ – Dem Bundesverband ukrainischstämmiger Familien, Senioren, Frauen und Jugendlichen e.V. zusammengeschlossen, der die Interessen von Ukrainer*innen in Deutschland vertreten und ihre Stimme auf Bundesebene hörbar machen wird.
Im Rahmen des Projekts ImPlural entstand außerdem eine Jugendredaktion. Heute sind es 15 junge Menschen mit und ohne Migrationserfahrung, die einen TikTok-Kanal betreiben. Hauptthemen sind Medienkompetenz und der Kampf gegen Fakes. Der Kanal hat mittlerweile 10.500 Follower, die Videos wurden über eine Million Mal angesehen. Zur Abschlusskonferenz stellte die Jugendredaktion eine zehn Meter lange „Fake-Zeitung“ mit gesammelten Falschmeldungen aus. Besucher*innen konnten symbolisch darüber hinweggehen und die Fakes „niedertrampeln“.
Das Projekt ImPlural endet 2025. Doch das Team des BVRE e.V. möchte die gesammelten Erfahrungen in zukünftige Projekte der politischen Bildung, Integration und Antidiskriminierungsarbeit einbringen.