Geschichten von Migrant*innen vorgelesen und diskutiert
In der Stadtbücherei von Augsburg erklangen zwei Stunden lang Geschichten von nach Deutschland geflüchteten Menschen. Im Rahmen des Projekts “Im Plural” wurde eine Buchpräsentation von Wolfgang Kemmer und Daria Brahina und eine Diskussion über Themen abgehalten, die in den persönlichen Geschichten der Geflüchteten angesprochen wurden.
"Mein Vater rief mich an und sagte, dass sie gekommen waren, um mich für Assads Armee zu rekrutieren. Ich hatte Glück, ich war nicht zu Hause. Und jetzt werde ich nie dorthin gelangen",
- liest Wolfgang Kemmer die Geschichte von Ahmed, einem Flüchtling aus Syrien, vor.
"Mein Mann bestand darauf, dass ich mit unserem Kind nach Deutschland gehe, wo seine Mutter bereits lebte",
- liest Wolfgang Kemmer die Geschichte von Marina, einer Geflüchteten aus der Ukraine, vor.
Ahmed fuhr einen Teil der Strecke versteckt in einem geschlossenen Sarg, und Marinas Mutter hatte Angst, nach Deutschland zu gehen - schließlich erzählte ihre Großmutter, dass dort "Nazis leben, Jugendamt den ukrainischen Müttern ihre Kinder wegnimmt und sie den Deutschen übergibt! und überhaupt, alle Deutschen sind böse, weil wir Flüchtlinge von ihren Steuern leben und nicht arbeiten".
Jetzt lächelt Marina über die Vorurteile, die sie auf dem Weg nach Deutschland und bereits hier hörte. Was sie hier aber sieht, zerstört ihre Ängste und Stereotypen. Ahmet kam 2020 nach Deutschland. Erlernt Deutsch und hat hier seine Liebe gefunden. Marina kam 2022, fand schnell eine Arbeit, kaufte ein Auto und ruft dazu auf, an die ukrainische Armee zu glauben und sowohl Deutschland als auch die Ukraine zu lieben.
Die Geschichten von Ahmet und Marina wurden vor dem Publikum in Augsburg von Wolfgang Kemmer, einem deutschen Schriftsteller und Autor von Kriminal- und historischen Romanen, vorgelesen. Das Buch, das noch geschrieben wird, ist vollständig dokumentarisch. Daria Brahina ist vor anderthalb Jahren selbst aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet und als zertifizierte Life Coach vor allem auch an der Unterstützung der integrativen Prozesse interessiert.
Die Geschichten von Flucht und Integration sind sehr unterschiedlich und jede von ihnen ist einzigartig.
- Man kann sie nicht vergleichen, genauso wenig wie man verschiedene Arten von Leiden vergleichen kann,
Nach jeder Geschichte gibt es eine lebhafte Diskussion. Die Menschen teilen ihre Erfahrungen und Erlebnisse. Das Publikum im Saal ist sehr vielfältig, sowohl die Migrant*innen als auch einfache Augsburger, die sie besser verstehen und akzeptieren möchten.
Das Buch, das aus 30-40 Geschichten von Menschen bestehen wird, die aus verschiedenen Gründen aus ihren Heimatländern nach Deutschland fliehen mussten, enthält bisher 7 Erzählungen. Die Autor*innen arbeiten an weiteren Geschichten. Bereits vorhandene Geschichten sind auf der Website zu lesen.