Jahresergebnisse des BVRE e.V. im Jahr 2022

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17 ausgebildete Elternbeauftragte, über 60 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in unterschiedlichen Projekten, mehr als 300 Maßnahmen und mehrere tausend Eltern, die für sich neue Möglichkeiten der politischen Teilhabe in Deutschland entdeckt, neues Wissen angeeignet sowie viele Fragen beantwortet bekommen haben – das sind die Jahresergebnisse des Bundesverbandes russischsprachiger Eltern (BVRE e.V.) im Jahre 2022.

Der Bundesverband führte in diesem Jahr insgesamt 11 Projekte in vier Themenfeldern (Elternarbeit, politische Bildung, Seniorenarbeit sowie Arbeit mit den Geflüchteten aus der Ukraine) durch.

“Natürlich hat die russische Aggression in der Ukraine in 2022 alle Arbeitsfelder immens betroffen. Unsere Mitgliedervereine sowie wir als Verband haben sofort mit der Hilfe an ukrainische Geflüchteten angefangen. So ist das Patenschaftennetzwerk für vom Krieg fliehende ukrainische Seniorinnen und Senioren entstanden. Freiwillige aus unseren Mitgliedervereinen begleiteten sie in Ämter, führten Sozialberatungen sowie Sport- und Kulturmaßnahmen durch. Das war für sie große Hilfe”, so Wladimir Weinberg, Geschäftsführer des Verbandes.

Die mit der Situation in der Ukraine zusammenhängenden Themen wurden in mehreren Projekten angegangen. Experten und Expertinnen aus der Ukraine nahmen gemeinsam mit den in Deutschland bereits länger lebenden Teilnehmenden an den Diskussionen und Seminaren teil. Und im Projekt STEL (Strukturelle Stärkung der Elternarbeit und der Elternbildung) wurden Geflüchtete aus der Ukraine zu den Multiplikatoren und Multiplikatorinnen ausgebildet. Zuerst schafften sie sich bei den Seminaren Klarheit in vielen Fragen, wie Schulbildung, berufliche Orientierung, soziale Unterstützung. Danach organisierten sie selber die Durchführung der Maßnahmen zu den für die Eltern aus der Ukraine wichtigen Themen.

“Im Mai diesen Jahres kam zu den an unseren Seminaren teilnehmenden Multiplikatoren und Multiplikatorinnen noch eine Gruppe dazu. Da gab es auch Geflüchtete aus der Ukraine, die sich der Arbeit der örtlichen Vereine anschließen wollten. Das klappte auch glänzend. Am Jahresende bekamen 17 Seminarteilnehmende die Elternbeauftragtenurkunden. Wir sind sicher, dass es zur aktiveren Elternarbeit und -unterstützung durch unsere Mitgliedervereine beiträgt. Das hilft deren Kindern, sich in Deutschland zu integrieren, sich zu realisieren”, so Viktoria Golub, stellvertretende Geschäftsführerin.

Im Rahmen des “Kompetenznetzwerks für das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft” (gefördert durch das Bundesförderprogramm “Demokratie leben!”) wurden in 2022 außer den traditionellen Diskussionen sowie den lokalen Bildungsmaßnahmen neue Arbeitsformate eingeführt.

“Wir veranstalteten zwei Mal das sog. “Kommunikationslabor”, an welchem sowohl die Geflüchteten aus der Ukraine als auch die russischsprachigen, seit langem in Deutschland lebenden Personen, teilgenommen haben. Dieses Format hilft, eine gemeinsame Sprache zu finden und zu lernen, mit den Gesprächspartnern und Partnerinnen aus anderen gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland zu kommunizieren.

Zudem starteten wir eine Podcast-Reihe zu den Modellprojekten des Förderprogramms “Demokratie leben!”. Gewidmet ist diese der Stärkung von Toleranz und Diversität in Deutschland. Auch unser Diskussionsclub “Stimmungsbarometer” bekam eine neue Ausrichtung. Im Rahmen dessen wird den Teilnehmenden geholfen, eigenen Standpunkt darzustellen sowie zu lernen, Diskussionen zu führen und Berührungspunkte zu finden. Alle unsere Veranstaltungen im Jahr 2022 zogen große Aufmerksamkeit auf sich und waren erfolgreich”, sagt Anastasia Sudzilovskaya, stellvertretende Geschäftsführerin des BVRE e.V.


Ende 2022 liefen zwei Projekte aus: ”Teilhabe lernen - Förderung des bürgerschaftlichen Engagements unter Russischsprachigen in Deutschland” (Ich bin dabei) und “Ausbau der politischen Trägerschaft in russischsprachigen Migrantenorganisationen“ (APBRM).

“Zu den Ergebnissen des Projektes APBRM zählt die Anerkennung von Mitgliederorganisationen des Verbandes als Träger politischer Bildungsmaßnahmen. Das ermöglicht eine aktive, mit Fördergeldern untermauerte Bildungsarbeit. Zwei Vereine haben bereits ihre Anträge eingereicht, drei weitere bereiten noch die Anträge vor. Wir erhoffen uns dadurch mehr Trägerschaft der politischen Bildungsarbeit im Verbandsnetzwerk”, meint Juri Sargelis, stellvertretender Geschäftsführer.

Im Projekt “Ich bin dabei” haben tausende Leute an den Maßnahmen teilgenommen, die ihnen eine aktivere Beteiligung am Leben ihrer Gemeinden und Kommunen ermöglichten. Zu alledem startete in diesem Jahr ein neues Projekt zur Umweltbildung für die Leute aus dem postsowjetischen Raum. Ende 2022 fing das Projekt “Dialoge gegen Rassismus für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts” (Im Plural) an.

“Ein Teil der Projekte endet in 2022, wir haben jedoch große Pläne für das nächste Jahr, in allen Arbeitsrichtungen. Unser Bundesverband vertritt in Deutschland Interessen russischsprachiger Eltern aus dem postsowjetischen Raum auf der Bundesebene, und unser Ziel ist die Beibehaltung und Entwicklung allgemeiner Werte der europäischen Gesellschaft”, sagt Wladimir Weinberg.

Drei Vereine wurden zu den neuen Mitgliedern des Bundesverbandes in 2022 - Erfolg e.V. (Köln), Kinder- und Jugendclub Modellierton e.V. (Rheine) sowie das Kultur- und Bildungszentrum „Fantasy“ e.V. (Wuppertal). So besteht heute der Bundesverband aus 53 Vereinen und plant im nächsten Jahr neue, gleichgesinnte Vereine für sich zu gewinnen.