Polit:Next – ein Jugendforum, das Politik näher bringt
Der BVRE – Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V. organisierte in Berlin das Jugendforum Polit:Next. Teilgenommen haben 15 junge Menschen mit Migrationsgeschichte aus verschiedenen Bundesländern. Bewerben konnten sich sowohl Jugendliche, die sich bereits in migrantischen Organisationen engagieren, als auch politisch interessierte junge Menschen. Insgesamt gingen rund 40 Bewerbungen ein.
Die Teilnehmenden begegnen sich zum ersten Mal. Im Raum wird Deutsch, Russisch und Ukrainisch gesprochen. Einige der Jugendlichen sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, andere kamen nach Beginn des Krieges in der Ukraine, wieder andere sind politische Geflüchtete aus Russland. Sie sind zwischen 17 und 26 Jahre alt. Auch ihr Wissen über das politische System in Deutschland ist sehr unterschiedlich. Entsprechend groß ist die Herausforderung für das Organisationsteam: In zweieinhalb Tagen sollen die Teilnehmenden verstehen, wie junge Menschen in Deutschland ihre Interessen vertreten und sich an politischen Entscheidungen beteiligen können. Jeder Programmpunkt trägt dazu bei.
Wir starten mit einer Führung durch den Reichstag. Dabei sprechen wir viel über die Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland, über die aktuelle Zusammensetzung des Bundestags und Bundesrats sowie über Abläufe und Zuständigkeiten.
Das Forum beeindruckt auch durch seine Gäste. An der Diskussion mit den Jugendlichen nehmen der Bundestagsabgeordnete Hakan Demir (SPD), die Bundestagsabgeordnete Kathrin Gebel (Die Linke), die Bezirksverordnete Daria Kosok-Spieß (Bündnis 90/Die Grünen, Berlin-Spandau) sowie die Journalistin Anastasia Tikhomirova (DIE ZEIT) teil.
Die Interessen der Teilnehmenden sind so vielfältig wie die Diskussionsthemen: Digitalisierung und Wohnungsmarkt, Feminismus und Familienwerte, der Umgang mit Desinformation und Antisemitismus. Sie stellen Fragen zur Migrationspolitik, zum Krieg in der Ukraine und zur Lage im Nahen Osten.
Einige Teilnehmerinnen haben bereits Erfahrung in Jugendorganisationen von Parteien gesammelt und berichten darüber. Michael Weinberg, Vertreter des BVRE, der kürzlich der CDU beigetreten ist, teilt seine Sicht auf die Rolle der Partei.
Die Meinungen der Jugendlichen werden auch im Rahmen einer Talkrunde mit dem Politikwissenschaftler Dr. Dmitrij Stratievski deutlich. Dort diskutieren die Teilnehmenden offen über politische Themen und bringen eigene Perspektiven ein.
Anastasia Sudzilovskaja, stellvertretende Vorsitzende des BVRE, betont:
„Beim Forum hat die Jugend erlebt, wie Demokratie in der Praxis funktioniert: Man kann direkt mit Politiker*innen sprechen, kritische Fragen stellen und ehrliche Antworten bekommen. Das hat mit dem Klischee der unerreichbaren Politik aufgeräumt und gezeigt, dass Beteiligung kein abstraktes Konzept ist, sondern ein echtes Werkzeug für Veränderung. Das motiviert und lässt einen spüren: Meine Stimme zählt.“
Nach einem intensiven Tag mit Politiker*innen machen wir eine Stadttour mit Nika Goloma. Dabei geht es um die Geschichte Berlins, die Mauer, die Stadt, Land und zwei Systeme trennte, ihren Fall und die Jugend-Subkulturen in der Zeit danach.
Abgeschlossen wird das Forum mit einem TikTok-Workshop. Die Teilnehmenden bilden Teams und drehen eigene Kurzvideos zu sozialen und politischen Themen. Das Projektteam führt außerdem Interviews darüber, was die Jugendlichen persönlich bewegt hat.
Stimmen der Teilnehmenden:
„Danke für die Veranstaltung. Ich habe bekannte Politiker*innen kennengelernt – das hätte ich mir vorher gar nicht vorstellen können – und bin sehr dankbar für diese Möglichkeit.“
— Zeynep Öner, Mettmann
„Ich wusste eigentlich gar nichts über Politik, besonders nicht über die Innenpolitik Deutschlands. Und in diesen Tagen habe ich so viel gelernt!“
— Vyacheslav Zhivoduev, Rheine
„Es hat mir sehr gefallen, und es hat mich inspiriert.“
— Kseniia Sharova, Fulda
„Bei der Arbeit kommen oft politische Themen auf – wer im Recht ist, wer nicht. Die Zeit hier war für mich sehr wichtig, damit ich solche Gespräche konstruktiv führen kann.“
— Nikita Nekhoroshyi, Fulda
„Ich war sehr froh zu sehen, wie offen deutsche Politiker*innen selbst für Menschen sind, die sie momentan noch nicht wählen dürfen.“
— Ilia Zernov, Leipzig
„Für mich war es wichtig, dass meine Meinung gehört wurde.“
— Olivia Bivol, Wiesbaden
„Viele Eindrücke, viele interessante Ideen und Gespräche.“
— David Glushkov, Erding
„Ich habe auf viele Fragen Antworten bekommen. Ich bin allen Politiker*innen sehr dankbar.“
— Vadym Sobko, Winnenden
Auch die Abschlussrunde – der gemeinsame Austausch – verlief anders als bei vielen anderen Veranstaltungen. Die Jugendlichen äußerten sich differenziert dazu, was ihnen wichtig war und was man verbessern könnte. Für das Projektteam war auch die Selbsteinschätzung zur politischen Bildung vor und nach dem Forum ein bedeutender Indikator – die Veränderung war deutlich.
Das Forum „Polit:Next“ wird künftig regelmäßig im Rahmen des Projekts „Kompetenzverbund für Vielfalt und Zusammenhalt: Chancengerechtigkeit in der pluralen Gesellschaft“ der Bundesinitiative „Demokratie leben!“ stattfinden.