Quo vadis? Wohin geht die Post-Оst-Community
In Dresden fand ein Seminar für Multiplikator*innen des Projekts „ImPlural. Dialoge gegen Rassismus für gesellschaftlichen Zusammenhalt“ statt. Der Titel – „Quo vadis – Stand in den Communitys“ – griff die lateinische Frage „Wohin gehst du?“ auf und war bewusst symbolisch gewählt. Drei Tage lang sprachen Expert*innen, Projektbeteiligte und Gäst*innen über die Wahrnehmung von Realität in Krisenzeiten, über Migration, Antisemitismus sowie über Perspektiven für die Entwicklung von Communitys in Deutschland.
Für einige Tage wurde Dresden zu einem Ort politischer Bildung für Vertreter*innen von Migrant*innenoganisationen aus dem ganzen Land. Die Teilnehmenden besuchten die Gedenkstätte „Münchner Platz Dresden“. An diesem Ort wurden in verschiedenen Epochen – während des Nationalsozialismus, der sowjetischen Besatzung und der DDR-Diktatur – Menschen aus politischen Gründen verurteilt und hingerichtet. Die Gedenkstätte erinnert an die dunklen Seiten der Geschichte und macht Bezüge zu heutigen Herausforderungen sichtbar.
Geschichte und Gegenwart griffen immer wieder ineinander. So zeigte Prof. Dr. Deniss Hanovs aus der Perspektive der Erinnerungskultur, wie sich ukrainische Identität im Ausland formt – als Folge von Krieg, Flucht und traumatischen Erfahrungen. Ksenia Poluektova-Krimer vom Leibniz-Zentrum für zeithistorische Forschung stellte ihre Forschung zu Ursachen und Erscheinungsformen von Antisemitismus im Osten vor.
Ein eigener Block war den Veränderungen in der deutschen Gesellschaft seit 2022 gewidmet: Wie haben Krieg und Krisen Politik und öffentliches Leben beeinflusst? Darüber sprachen die Journalist*innen Nikolai Klimeniouk und Katja Garmasch, das BVRE-Vorstandsmitglied Olga Sperling sowie der BVRE-Geschäftsführer Wladimir Weinberg. Dabei ging es auch darum, wie Vereine zur Integration von Migrant*innen beitragen und mit welchen Herausforderungen die Communitys konfrontiert sind.
Katja Garmasch und Nikolai Klimeniouk analysierten zudem, wie sich seit dem 24. Februar 2022 die mediale Repräsentation von Russischsprachigen, Ukrainer*innen und anderen Migrant*innen verändert hat.
Ein besonderes Highlight war die Session im Talkshow-Format „Ist alles Russische toxisch?“. Neben Garmasch und Klimeniouk nahmen auch Edwin Warkentin und Max Gede teil. Das Publikum brachte sich aktiv ein – gemeinsam wurde diskutiert, wie man in Zeiten des Krieges mit Sprache, Kultur und Identität umgehen kann.
Das Seminar wurde zu einem Ort des offenen Austauschs, der gemeinsamen Reflexion und der Stärkung von Verbindungen zwischen verschiedenen Communitys. Diese Tage zeigten: „ImPlural“ stößt nicht nur wichtige Debatten an, sondern baut auch Brücken – zwischen Gruppen, Perspektiven und Lebenserfahrungen.