Wie will ich leben? Antwort der Kinder aus Dresden

Olga Groznaya · 

Dem Filmtheater Schauburg, das seit 1927 die größten Premieren in Dresden veranstaltet, gehen die Plätze aus. Aber heute zeigen sie keinen Hollywood-Blockbuster. Es wird ein Film „Wie will ich leben? Ab jetzt mit Chuzpe!“ gezeigt, der von dem Kinder- und Elternzentrum „Kolibri” e.V., unter der aktiven Teilnahme der Jugendlichen aus Dresden konzipiert, gedreht und geschnitten wurde.

Stellen Sie sich eine Situation vor. Eine 15-jährige Feliciatas zieht nach Dresden. Für jeden jungen Menschen in diesem Alter bedeuten eine neue Schule und Klassenkameraden Stress. Doch für Feliciatas ist das doppelt stressig. Sie ist eine Judin. Die Gesellschaft akzeptiert und bewertet sie aufgrund ihrer Nationalität und Herkunft. Wie verhält man sich in einer solchen Situation, wie widersteht man Feindseligkeit und Ignoranz?

Diese Geschichte wurde zur Grundlage für das Drehbuch des Films, der im Rahmen des Projekts „Weltoffene Jugend“ gedreht wurde. Das ist ein Projekt des Kinder- und Elternzentrums „Kolibri” e.V. in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Dresden. Junge Menschen im Alter von 11 bis 18 Jahren versuchten zu verstehen, was Toleranz und Vielfalt sind und wie man Beziehungen in der modernen Gesellschaft aufbaut.

Anfangs lernten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts die Rollen kennen, Impulse wahrzunehmen und Gefühle, mit und ohne Worte, auszudrücken. Dann wurde unter Anleitung des in Dresden bekannten Künstlers und Aktivisten Mario Weigel und des Regisseurs Andreas Hüttner recherchiert und das Drehbuch geschrieben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernahmen eigenständig ihre Rollen, filmten und schnitten den Film. So entstand die Filmgeschichte von Feliciatas, über ihre Probleme, Erlebnisse und Entdeckungen in Dresden.

Feliciatas wurde von der 15-jährigen Patricia Schoop gespielt. Der Drehprozess interessierte sie sehr. Im Gegensatz zur Heldin des Films wusste sie sehr wenig über die jüdische Kultur, daher war für sie die Arbeit an dem Film sowohl mit Kreativität als auch mit neuem Wissen verbunden. Die Arbeit an dem Film war eine Entdeckung für junge Leute. Viele von ihnen sagten bei der Premiere, sie hätten zum ersten Mal eine Synagoge besucht, verstanden, was das Judentum sei, und tatsächlich eine neue Welt für sich entdeckt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossen Haushaltes und gefördert durch Weltoffenes Sachsen, Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Freistaat Sachsen.

„Der Film hat ein großes Bildungs- und Aufklärungspotential, nicht nur für die Kinder, die daran mitgearbeitet haben, sondern auch für alle Zuschauer. Dies ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, welche Prozesse in der modernen Gesellschaft in Deutschland stattfinden und wie junge Menschen die Situation verändern können“, sagt Wladimir Weinberg, Geschäftsführer des BVRE e.V.

Das Projekt zeigte das enorme Potenzial des Formats einer Filmwerktstatt. Der Kinder- und Elternzentrum "Kolibri” e.V. erhielt Fördergelder für einen weiteren Film.

„Wir haben den Eindruck, dass dieser Ansatz des Kennenlernens neuer Kulturen, Traditionen und Religionen mittels Kunst einerseits, und persönlicher Geschichten andererseits, eine sehr wirksame Methode innerhalb der Arbeit mit jungen Menschen ist. Auf die gleiche Weise möchten wir gern die Lebensprobleme auch anderer Minderheiten erkunden und entsprechendes Filmmaterial darüber drehen“, so Galina Efremova, Vorstandsvorsitzende des Kinder- und Elternzentrums „Kolibri” e.V.

Der BVRE e.V. will den Film „Wie will ich leben? Ab jetzt mit Chuzpe!” und das Filmwerkstatt-Format für alle Mitgliedsorganisationen zugänglich machen. Es erwarten uns noch viele weitere Premieren und Diskussionen zum Film in anderen Bundesländern.